Tiergestütztes Therapiezentrum

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★ Engere Wahl
★ Realisierungswettbewerb
★ Vogelperspektive

Tiergestütztes Therapiezentrum

Bestand und Neubau
Die auf dem Grundstück vorhandenen Baukörper wurden einer eingehenden Untersuchung unterzogen und eignen sich nur bedingt für eine Integration in das vom Bauherrn erwartete Gesamtkonzept. Das Wohngebäude ist nur mit erheblichem Aufwand behindertengerecht und energetisch zeitgemäß zu sanieren. Es weist, bedingt durch räumlich abgeschlossene Wohneinheiten, eine Struktur auf, die nicht in den Einklang mit der konzeptbedingten Wohnform gebracht werden kann. Die vorhandene Halle lässt sich übergangsweise als Stallung oder Reithalle nutzen, bedarf jedoch einer aufwändigen Sanierung, die den Erhalt wirtschaftlich in Frage stellt.

Wald und Lichtung
Der vorhandene Baumbestand fasst räumlich die Lichtung und definiert auf natürliche Weise einen ORT im ländlich geprägten Landschaftsraum.
Das Wechselspiel zwischen Offen- und Geschlossenheit, der Kontrast zwischen Hell und Dunkel, Licht und Schatten bilden den Auftakt, vergleichbar mit einem städtebaulichen Ensemble von Gebäuden, Plätzen und Wegen.

Gebäude und Raum
Die Gebäudeanordnung folgt dem Prinzip einer Haus-Hof-Bauweise, die im ländlichen Raum traditionell als Drei- oder Vier-Seit-Hof anzutreffen ist.
Wohnfunktionen, die zu einem eingeschossigen Flachbau (behindertengerecht auch ohne Aufzug) zusammengefasst sind, Reithalle, Stallungen und Allwetterplatz formulieren einen zentralen Platzraum, der durch zwei Baukörper (Aktionshäuser), Baumgruppen und Eventzonen gegliedert wird.

Aktion und Ruhe
Öffentliche Funktionen orientieren sich zum Platz, während sich private Bereiche und Ruhezonen für Mensch und Tier auf der dem Platz abgewandten Seite befinden. Räumliche Bezüge (Blickbeziehungen, Wege und Durchgänge) verbinden diese miteinander.

Mensch und Tier
Die den Menschen vorbehaltenen Funktionen (Büro, Seminar und Wohnen) befinden sich in dem nördlichen Baukörper. Die Wohnungen sind zu kleineren Einheiten zusammengefasst, die sich um eine Terrasse und einen gedeckten Freibereich gruppieren. Schlafräume orientieren sich in Ost-West-Richtung zu begrünten Ruhezonen.
Die den Tieren zugeordneten Bereiche (Stallungen, Futter, Geräte, Paddock) sind auf der dem Wohnen gegenüberliegenden Platzseite in einem Baukörper zusammengefasst. Außenbereiche, die den Tieren als Ruhe- und Erholungszone dienen, befinden sich auf der dem Platz abgewandten Südseite der Stallungen.
Begegnungen zwischen Mensch und Tier finden in der gemeinsam genutzten Mittelzone bestehend aus Reithalle, Eventzonen, Aktionshäuser und Allwetterplatz statt.

Architektur und Therapie
Genau so wie die Arbeit mit dem Medium Tier und das Reiten an sich, spricht auch die Architektur den Menschen ganzheitlich und über alle Sinne an. Sie fordert körperlich, emotional, geistig und sozial. Die Beziehung zum Tier, der Landschaft und zur Architektur spielen die tragende Rolle. Lern-Erfahrungen können im gemeinsamen Umfeld auf die Gruppe übertragen und geübt, persönliche und soziale Entwicklung gefördert werden. Die Umsetzung erfolgt durch den direkten Kontakt und Umgang mit den Tieren, das Pflegen, Übungen am und auf dem geführten Pferd, Arbeit im Stall, mit einem Menschen oder in Gruppenarbeit. Geordnete Strukturen, ablesbare Beziehungen und räumliche Nähe der Funktions- und Erlebnisbereiche begünstigen den therapeutischen Prozess.

Bauabschnitte und Strukturen
Im ersten Bauabschnitt werden die Baukörper für Wohnen, Reithalle, Aktionshaus und Stallungen errichtet. Diese bilden das Grundgerüst der Haus-Hof-Anlage. Weitere Bauabschnitte ergänzen die Grundstruktur durch Einzelbaukörper (Wohnen, Aktionshaus 2), die sich in das Gesamtgefüge eingliedern bzw. dieses fortsetzen und ergänzen. Um mittelfristig auf geänderte Anforderungen reagieren zu können, lassen sich weiter Baukörper als Erweiterungs- oder Ergänzungsbauten (Wohnen, Blockhütte …) in die Struktur integrieren. Das Ferien-Selbstversorger-Haus bildet den dritten Bauabschnitt auf der südöstlichen Dreiecksfläche (Wiese).

Erschließung und Wege
Besucher werden auf dem nordwestlich gelegenen „Platz der Ankunft“ empfangen. Hier befinden sich in unmittelbarer Nähe die PKW-Stellplätze. Büro, Verwaltung- und Seminarbereiche bilden die Eingangssituation und dienen als zentrale Orientierungs- und Anlaufstelle. Die Erschließung der Wohnbereiche erfolgt fußläufig über einen barrierefreien Weg an der Gebäudenordseite. Der zentral gelegene Platz mit Eventzonen, Aktionshäusern und multifunktionalen Bereichen dient als Erschließungselement und Orientierungspunkt. Von hier aus können alle Funktionsbereiche auf kurzem Weg erreicht werden. Der Übergang von Stallungen zu Halle erfolgt auf dem überdeckten Sattelplatz. Für Anlieferung und Entsorgung steht im süd-westlichen Bereich eine zusätzliche Einfahrt und ein Wirtschaftshof zur Verfügung, über die der LKW-Verkehr die Wirtschaftsbereiche bedienen kann, ohne den Besucherverkehr oder den internen Betrieb zu beeinträchtigen.

Integration und Transparenz
Durch transparente Bauteile (raumhohe Fenster und Türen) entstehen Bezüge zwischen Innen- und Außenräumen, was die eigene Standortbestimmung erleichtert und einen fließenden Übergang der Bereiche fördert. Halb überdachte Bereiche laden zum Verweilen ein und ermöglichen einen Aufenthalt im Freien auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen.

Bauweise und Materialen
Die Konzeption der Baukörper erlaubt es, die Gebäude größtenteils in Fertigteil-Element-Bauweise zu errichten. Vorgefertigte Bauteile (Dach- und Wandelemente) werden werkstattmäßig vorgefertigt, angeliefert und vor Ort zusammengefügt. Dies erhöht die Wirtschaftlichkeit und schont den sensiblen Landschaftsraum durch kurze Bauzeiten und eine geringe Belastung während der Bauphase. Als Baustoffe kommen Materialien zum Einsatz, deren Primärenergie-Aufwand mit dem Nachhaltigkeitsgrundsatz im Einklang stehen. CO2 neutrale Baustoffe, eine Niedrig-Energie-Bauweise und der ressourcenschonende Umgang mit Rohstoffen leisten einen Beitrag zum Umweltschutz. Im Innenausbau tragen naturbelassene Materialien dazu bei, die Architektur auch haptisch erlebbar zu machen. Event- und Aktionsbereiche werden strapazierfähig und pflegefreundlich ausgelegt, während in Ruhe- und Rückzugsbereichen wohnliche Aspekte den Ausbau bestimmen. Das Farbkonzept ist auf das Förderkonzept abgestimmt.

Projekt: Realisierungswettbewerb
Auftraggeber: Der bunte Kreis e.V.
Aufgabenstellung: Planung von Therapie- und Aufenthaltsräumen eines tiergestützten Therapiezentrums
Zusammenarbeit: Oliver Wolfinger, Andreas Dirr
Auszeichnungen: Engere Wahl

Fertigstellung: 2011